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Interview mit dem Tod

24. September 

Interview mit dem Tod. Er war auf Besuch in Luzern und freut sich, am 10. November nach Luzern zu kommen! Denn dann findet die erste Bestattungsmesse der Schweiz statt. 

 

Müssen wir alle Sterben?
Ich bin total demokratisch, von hundert Menschen sterben hundert. Es ist nur eine Frage der Zeit. Die einen früher, die anderen etwas später. Aber eins ist sicher: Ob arm oder reich, ich mache alle gleich.

 

Was hat sich im Verlauf der letzten Jahrhunderte geändert?

Die Ansichten über mich haben sich gewandelt. Früher war man froh mich frühzeitig wahrzunehmen. Der Sterbende hatte so noch genügend Zeit sich vorzubereiten und die irdischen und himmlischen Dinge zu regeln und sich von seinen liebsten zu verabschieden.

Heute wollen die meisten nur noch Last Minute sterben. Keine Vorbereitung, gar nichts. Einfach am Abend einschlafen und am Morgen nicht mehr aufwachen.

 

Was wünschst du dir, lieber Tod?
Ein bisschen Vorbereitung. Jede Reise wird doch geplant. Warum nicht auch die letzte? Irgendwann stehe ich vor der Tür. Das Leben wird nicht besser, wenn man mich verdrängt. Es nützt nichts, wenn man nur brav die Wohnungstür abschliesst und dann das Gefühl hat ich gehe wieder, wenn ich vor einer verschlossenen Türe stehe.

 

Du kommst doch erst am ende des Lebens, es bleibt doch noch genügend Zeit?

Ich komme immer unangemeldet ohne Termin und darum dann leider oft ungelegen.

Man ist gerade auf dem Weg zu Einkaufen, beim Mittagessen oder gerade am Blumen giessen.

Nur einmal schien es passend. Ich habe an der Tür geläutet und der Mann hat geöffnet. Als er mich sah, rief er seiner Frau zu «Schatz es ist für dich».

Ich verstehe es manchmal nicht: « Alle wollen in den Himmel, aber kein will sterben.»

 

Braucht man keine Angst vor dir zu haben?

Nicht mich sollte man fürchten, sondern dass man nie beginnen wird zu leben. Es gibt nämlich ein Leben vor dem Tod. Mitten im Leben sind wir aber immer vom Tod umfangen. Diese Erkenntnis hilft Situationen richtig einzuordnen und Dankbar zu sein. Dankbar für sein Leben.
Steven Jobs, sagte « Der Tod (also ich), ist wohl die beste Erfindung des Lebens.» Es hilft einem das Leben VOR dem Tod zu leben.

 

Bist du eigentlich unsterblich?

Hoffentlich. Stell dir nur mal vor, dass es keinen Tod mehr gibt. Du würdest noch Millionenjahre bis ans Ende der Welt leben. Die ersten Jahrzehnte wären vielleicht noch ok, aber schon nach 200 Jahren hättest du alles von der Welt gesehen, alles erlebt, es gäbe nichts mehr Neues. Um dann noch weitere Millionen Jahre zu leben. - eine schreckliche Vorstellung, nicht?

Plötzlich kann der Tod eine Erlösung sein.

 

Stört es dich, wenn die Menschen über dich Lachen?
Früher war das ganz normal. Beim Osterlachen wurde ich ausgelacht und man nahm mich nicht ernst. Es war die Freude darüber, dass wenn ich komme, es nicht das Ende bedeutet, sondern nur einen Übergang in ein neues Leben. Das fand ich immer sehr schön. Heute ist alles so Tod-ernst.

Eins kann ich sagen: Am Ende ist nicht Schluss mit Lustig.

 

Was passiert nach dem Tod?

Früher gab es in fast allen Kulturen, auch bei uns, die Ahnenverehrung. Die Verstorbenen gehörten, wie die Lebenden, weiter zum Familiensystem. Es geht also darum die innere Beziehung und Liebe zum Verstorbenen beizubehalten und nicht darum Loszulassen und zu vergessen. Was mit dem Mensch passiert der uns Vorausgegangen ist, diese Antwort kann jeder für sich im Herzen finden.

 

Was ist dein Lebensmotto:

Lieber zu spät als nie.